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FreiRaum

Was meinen wir, wenn wir von FreiRaum sprechen?

Das ist mehr als ein Sammelsurium von Angeboten, die im Prinzip überall stattfinden können. 

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Solltest Du Dich für eine Beschreibung der einzelnen konkreten Angeboten interessieren, so klicke bitte hier: 

Warum brauchen wir in dieser Zeit  der existenziellen Bedrohungen FreiRäume?

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FreiRaum ist einer der Namen, die mir (Kerstin) eingefallen sind, als ich darüber nachgedacht habe, was ich gerne kreieren möchte, weil ich glaube, dass es das ist, was wir wirklich, wirklich brauchen, weil es unseren authentischen, intrinsischen Bedürfnissen entspricht. Ein paar andere Namen könnten sein:

  • Zentrum für Bürgerengagement, Gemeinschaft und Kultur

  • Transformationsnetzwerk oder Transformationsraum

  • Montessori-Schule für Erwachsene 

  • Vorbereitete Umgebung für Entwicklung und Transformation

  • Laboratorium für Gesellschaftsentwicklung 

  • Von iEvolve zu weEvolve (das i steht dabei sowohl für das Ich - also vom der Entwicklung des Ichs zur Entwicklung des Wirs - als auch für die virtuelle Welt (wie bei iPhone, etc. - also von der virtuellen Welt des isolierten Ichs zur realen Welt des verbundenen Wirs)

  • IDG-Hub: ein lokaler oder regionaler Hub zur Förderung der Inner Development Goals als Antwort auf die Sustainable Development Goals (Nachhaltigkeitsziele/Agenda 2030) der UN

  • Impact-Hub: ein Co-Working und Meeting Space für Unternehmen und Initiativen, die bewusst zur Gesellschaftsentwicklung beitragen wollen

  • etc.

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Egal wie wir es nennen wollen, der Mensch und seine Umwelt stehen im Vordergrund. Es geht um authentische Bedürfnisse (im Gegensatz zu den von der Werbung erschaffenen Bedürfnisse, von denen wir nie genug bekommen können, da sie das Loch nicht füllen können, das darauf beruht, dass unsere wirklichen Bedürfnisse nach Kontakt, Lebendigkeit und Entwicklung eben nicht erfüllt sind). 

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Die Fragestellung ist: Was brauchen Menschen wirklich? In welcher Umgebung können wir uns am besten entwickeln? Und wie transformieren wir dadurch auch die Welt, in der wir leben? Wie können wir ein Beitrag sein zu einer Welt, die für alle funktioniert?

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Anhand der Montessori-Pädagogik will ich versuchen, ein paar grundlegende Prinzipien aufzuzeigen, die auch für Erwachsene noch gültig sind. Dabei beziehe ich mich weder auf die konkrete Person Maria Montessori, die selbst sowohl geniale Einsichten hatte und gleichzeitig in der Kultur ihrer Zeit gefangen war, noch auf die konkrete Art und Weise, wie Montessori-Pädagogik in einer konkreten Schule gelebt wird, sondern auf die Grundprinzipien, die der Montessori-Pädagogik zugrunde liegt. Ich könnte dieselben Prinzipien auch anderweitig herleiten, doch macht die Montessori-Pädagogik das sehr anschaulich, und das Prinzip der vorbereiteten Umgebung lässt sich sehr leicht auf unseren FreiRaum übertragen.

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In der Montessori-Pädagogik gibt es drei wesentliche Elemente oder Prinzipien der vorbereiteten Umgebung, die erfüllt sein müssen, damit Kinder und Jugendliche sich gut entwickeln können:

  1. Die Umgebung muss entspannt sein. Dazu gehört, dass

    • keine aktiven Gefahren vorhanden sind, die die jeweilige Altersgruppe nicht selbst einschätzen kann (dazu können auch, je nach Altersstufe, solche Dinge wie Bildschirme, Handys und Social Media gehören),

    • einige einfache Regeln existieren, die jede*n einzelne*n schützen, so dass sich alle sicher fühlen,

    • alles vorhanden ist, was die Kinder für ihre Entwicklung brauchen (wenn etwas nicht da ist, was wir brauchen, löst das Spannungen in uns aus) und

    • mindestens ein*e Erwachsene*r da ist, der*die den Raum hält und für das obige verantworlich ist.

  2. Die Ausstattung der Räume richtet sich nach dem jeweiligen Entwicklungsstadium der Kinder und Jugendlichen. In jedem Alter gehen wir Menschen bestimmten Entwicklungsfragen nach.​

    • In den ersten Jahren sind die Kinder in der sensomotorischen Phase, in der sie sich selbst und ihre Umwelt durch vielfältige Sinnes- und Bewegungserfahrungen unterscheiden und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen lernen.​

    • In der konkret-operationalen Phase kommen zum einfachen Begreifen noch regelrechte Experimente dazu, die dem Kind Auskunft darüber geben, wie diese Welt funktioniert. Jedes Kind ist ein*e kleine*r Forscher*in und Entdecker*in. Echtes Lernen findet hier an konkreten Materialien statt. Steht das nicht nur Verfügung, so bleibt dem Kind nur übrig auswendig zu lernen, was allerdings echte Entwicklung und wirkliches Verständnis verhindert.

    • Erst in der formal-operationalen Phase beginnen die Jugendlichen, all ihre Erfahrungen in abstrakteren Konzepten zu verarbeiten. Ihre Lebensfrage lautet nun: Wer bin ich in dieser Welt? Und neben konkreten Lebenserfahrungen sind jetzt das Reflektieren, Tagträumen, der Austausch mit Gleichaltrigen, aber auch mit lebenserfahreneren Erwachsenen von unermesslichem Wert.​

  3. Die Erwachsenen haben in der vorbereiteten Umgebung verschiedene Funktionen:​

    • Sie bereiten die Umgebung vor und beobachten die Kinder, wie sie sich darin bewegen. Sollte ihnen auffallen, dass für ein bestimmtes Kind etwas fehlt, so ist es ihre Aufgabe, dies zu ergänzen.

    • Auch wenn die Gesellschaft sich verändert, und zum Erwachsenwerden neue Kompetenzen gehören, so muss die Umgebung angereichert werden mit Möglichkeiten, diese Kompetenzen zu erwerben. Dies muss jedoch immer angepasst sein an den Entwicklungsstand der Kinder.​

    • Ihre unbedingte Präsenz und Aufmerksamkeit sind für die Kinder so etwas wie der Treibstoff ihrer Entwicklung. Nicht selten passiert es, dass Kinder, denen diese Präsenz fehlt, sogar Unfälle provozieren, um diese Aufmerksamkeit zu bekommen. 

    • Sie geben regelmäßige Rituale vor, die den Kindern helfen, sich im Tag zu orientieren. Das kann so etwas wie regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten, Bettgehrituale, aber auch eine Zeit für Geschichten, Musik oder Theater sein. Hier wird der FreiRaum gewissermaßen zur FreiZeit. 

    • Sie sind Rollenmodelle für die Kinder und Jugendlichen, an denen sie sehen können, was es heißt erwachsen zu sein.

    • Neben der Präsenz der Erwachsenen ist auch die Präsenz von anderen Kindern und Jugendlichen extrem wichtig. Das bezieht sich sowohl auf Gleichaltrige, mit denen ich spielen, mich gemeinsam entwickeln und an denen ich mich vielleicht sogar messen kann, als auch auf Ältere, die mir etwas zeigen können und die als mir nähere Rollenmodelle dienen, und auch auf Jüngere, die zu mir aufschauen und denen ich etwas zeigen oder erklären kann, wobei ich mich selbst als fähig erlebe. Selbst zu lehren ist oft die beste Möglichkeit etwas wirklich zu lernen.

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Inzwischen weiß die Entwicklungspsychologie, dass es keinen Grund gibt, dass wir mit 25 Jahren aufhören müssen zu wachsen (obwohl die meisten von uns das, allen Initiativen für lebenslanges Lernen zum Trotz, immer noch tun). Wir können uns unser Leben lang weiterentwickeln, und das zu tun ist vielleicht das tiefste Bedürfnis, das wir haben, und was die Welt am meisten von uns braucht.  Ist dieses Bedürfnis nicht erfüllt, gibt es fast nichts, was dieses Loch füllen kann, was gleichzeitig Tür und Tor für Süchte aller Art öffnet. Wir brauchen immer mehr (Pseudo-Wachstum), um die innere Leere zu übertünchen. Und gerade diese Sucht/Suche nach Mehr ist es, was systematisch den Planeten, die Menschheit und unsere Menschlichkeit zerstört. Wir können nie genug haben, von dem, was wir nicht wirklich brauchen.

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Was brauchen also Erwachsene wirklich?

Wie könnte eine vorbereitete Umgebung für Erwachsene aussehen?

Dieser Frage wollen wir gemeinsam nachgehen.

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Ein paar Vorgedanken dazu:

  • Die jeweils umfassendste Entwicklungsebene (und hier müssen wir genaugenommen viele verschiedene Entwicklungslinien, die manchmal auch als multiple Intelligenzen bezeichnet werden, einbeziehen) schließt die Bedürfnisse der darunter liegenden Ebene mit ein, geht jedoch darüber hinaus. Als Erwachsene brauchen wir also die Möglichkeiten, Sinneserfahrungen zu machen (sensomotorische Ebene), mit konkreten Materialien etwas begreifen zu können (konkret-operationale Phase) UND über diese Erfahrungen (und meine Erfahrungen in der Welt) nachzudenken, sie zu abstrahieren, mich mit anderen darüber auszutauschen, etc. (formal-operationale Phase).

  • Wenn wir die jeweilige Phase nicht vollständig durchlaufen haben, kann es sogar sein, dass wir gewissermaßen frühreif in der nächsten Phase landen und unsere Basis regelrecht wackelig ist. In diesem Fall brauchen wir erst recht Möglichkeiten, Teile von uns nachreifen zu lassen. Dies kann in einer entsprechend vorbereiteten Umgebung geschehen.

  • Dann kommen natürlich die Bedürfnisse der nachfolgenden Ebenen hinzu. Dazu gehören z.B.:

    • ein Beitrag zu sein in dieser Welt und mich als solcher zu erfahren,​

    • mehr und weitere Perspektiven (und damit Komplexität) halten zu lernen, um mehr und mehr der Welt wahrnehmen zu können, wie sie wirklich ist,

    • meine eigene innere Komplexität zu erforschen,

    • die Welt in ihrer Vielfalt kennenzulernen,

    • Innen und Außen zusammenzubringen,

    • etc.

  • Zu unseren absoluten Grundbedürfnissen in allen Altersstufen gehört zudem:​

    • wirklich gesehen und erkannt zu werden in all unserer Komplexität und Lebendigkeit​

    • gewollt zu sein, so wie wir sind,

    • gebraucht zu werden und 

    • geliebt und sogar bewundert zu werden

  • Statt Erwachsenen und Kindern haben wir hier natürlich lauter Erwachsene, die sich in Bezug auf verschiedene Entwicklungslinien jeweils auf verschiedenen Entwicklungsebenen befinden. Wir können alle soviel voneinander und miteinander lernen.​

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Wie könnte eine Umgebung aussehen, in der all diese Bedürfnisse zumindest potenziell erfüllt sein können? Was braucht es dazu? Und was braucht es, dass Menschen ihre kostbare Zeit dafür aufwenden, hierherzukommen? Welche anfänglichen Anreize braucht es dafür?

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Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass gerade unsere Zeit der Polykrisen (oder was wir im Center for World Philosophy and Religion Meta-Krisen nennen, um auf den gemeinsamen Kern dieser vielen existenziellen Krisen hinzudeuten) reichlich Gelegenheit bietet, um genau das zu erfahren:

  • dass jede und jeder einzelne von uns gebraucht, gewollt und erwählt ist, einen einzigartigen Beitrag zu leisten, der von der Welt gebraucht wird,

  • und dass wir uns darin, wenn wir selbst und gemeinsam tätig werden, als wirklich gesehen, geliebt und gar bewundert erfahren können.

Und genau darin können wir uns selbst weiterentwickeln und darin die tiefste Befriedigung und Zufriedenheit erfahren, während wir gleichzeitig einen Beitrag leisten zu einer Welt, die für alle funktioniert. 

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Während wir bereits erste Angebote im KreativQuartier starten, suchen wir derzeit noch einen tatsächlichen Ort, den wir wirklich gemeinsam gestalten können. Wenn Du einen solchen Ort kennst, melde Dich gerne bei uns. Und wenn Du diesen Ort gemeinsam mit uns finden und gestalten willst, so melde Dich bitte auch. Wir freuen uns auf Dich. 

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Kerstin und Mitgestalter*innen

Es gibt eine fast sinnliche Sehnsucht nach Gemeinschaft mit anderen, die eine große Vision haben. Die immense Erfüllung der Freundschaft zwischen denen, die sich mit der Evolution des Bewusstseins beschäftigen, hat eine Qualität, die sich unmöglich beschreiben lässt.

- Pierre Teilhard de Chardin (Ãœbersetzung von mir)

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